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Ummi Gummi Vereins­geschichte:
Wie alles begann…

Einladungskarten für Kreuzwirtfeste (Präummigummiozikum)
 

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ortete eine lose Gruppe Jugendlicher ein kulturelles und gesellschaftliches Vakuum in der Stadt Lienz. Dagegen sollte eigentlich etwas unternommen werden. Um den Bedarf zu erheben veranstaltete man beim Kreuzwirt in Dölsach, in Lienz hatte sich keine geeignete Lokalität finden lassen, die ersten Festln. Der Andrang war enorm und bestärkte die Gruppe einen Verein zu gründen.

Auf der Suche nach einem Namen (Original)

 

In der erste Juliwoche des Jahres 1978 fand schließlich im Dolomitenhotel in Lienz die konstituierende Sitzung statt. Ein Proponenten-Komitee wurde gegründet und dem Kind der Name „Ummi Gummi“ gegeben.

Mitgliedsausweis mit 1. Ummi Gummi Logo

 

Der schräge Vereinsname, eine Erfindung des Musikers und Ö3-Moderators Eberhard Forcher, eckte seit der ersten Stunde an. Viele Leute konnten damit nichts anfangen, er war in ihrer Welt nicht einzuordnen. Der Organisation ging es vordringlich darum, Interesse zu wecken und die Frage nach der Bedeutung des Namens zu provozieren. Im Grunde genommen dürfte ein Name eigentlich keine Rolle spielen, müssten die erbrachten Leistungen zählen. Aber da war man in Osttirol noch nicht so weit…

1.Öffentliche Erwähnung im OB (Aug. 1978)

 

Die Gruppe, die sich in den Anfangsjahren regelmäßig in den eigenen Vereinslokalen in der Nußdorferstraße und Schweizergasse traf, sorgte alsbald für Aufsehen und Irritationen. Erstmals in die Öffentlichkeit getreten ist der Verein mit einem Kinderfest auf dem Hauptplatz im August 1978.

1. Konzert: Hans Koller Freesound im Volkshaus (6. Okt. 1978)

 

Eigentlich sollte die Selbsttätigkeit im Vordergrund stehen, doch in Anbetracht des Umstandes, dass in Lienz wichtige kulturelle Bereiche nicht angeboten wurden, wurde entschieden, auch Veranstaltungen anzubieten. Dabei mangelte es von Anfang an an geeigneten Räumlichkeiten, Bühnen und technischem Material – und Geld. Ummi Gummi befand sich über viele Jahre hinweg in finanziellen Nöten – öffentliche Zuwendungen und Sponsorengelder waren dürftig, sodass man hauptsächlich auf Eintrittsgelder angewiesen war. Das interessierte und treue Publikum honorierte die Aktivitäten des Vereins mit großem Besuch.

In all den Jahren veranstaltete der Verein an über 100 verschiedenen Örtlichkeiten, wovon es einige gar nicht mehr gibt (Volkshaus, altes Kolpinghaus, Versteigerungshalle, Creativ Center, Glöcklturm, Galerie Kristein, Almdiele, Kino Linder, Club Mohair, Traubekeller…). Ummi Gummi verstand sich eigentlich immer als Ergänzung zum gebotenen Kulturangebot der Stadt. Doch im Rathaus hat man dies nicht verstehen wollen oder können. Die Gruppe der „langhaarigen Gammler“, die auf einmal so regen Zuspruch erfahren konnte, war einfach zu suspekt. Das Verhältnis mit den Stadtoberen war über mehr als ein Jahrzehnt ein überaus schwieriges. Doch genau dieser Umstand befeuerte und beflügelte die Aktivitäten des Vereins und war für dessen Fortführung die treibende Kraft. Auf eine ideelle Unterstützung bzw. eine öffentliche Anerkennung musste man bis Anfang der 90 – er Jahre warten….

Wer gedacht hatte, dass der Verein die Halbwertszeit einer Sternschnuppe habe, wurde eines Besseren belehrt. Der „Spuk“ dauerte dann doch länger und Ummi Gummi gibt es nach mehr als 40 Jahren immer noch. Dabei hatten die Ummi Gummler eigentlich keine Idee, wohin sie die Reise führen sollte. Niemals hätte man sich gedacht, ein derart breit gefächertes Kulturangebot, gespickt mit internationalen Stars und österreichischen Größen, über einen derart langen Zeitraum auf die Beine stellen zu können.  Ummi Gummi sollte dann ein großes Kapitel der Lienzer Kulturgeschichte schreiben.

All dies war nur dank der Beharrlichkeit und es unbändigen Fleißes der vielen freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich geworden – in den verschiedensten Aufgabenbereichen: Organisation, Plakatierung, Auf – und Abbau von Bühnen und technischer Anlagen, Catering, Pressearbeit, Finanzgebarung, Grafik, Aufräumarbeiten, Transporte, Archiv, Künstlerbetreuung,…

 

Leporellos  der Lienzer Kulturtage – Festivalpass der 3. Lienzer Kulturtage - Lienz is Ok when the Nighthawks play

 

Aber zurück zu den Anfängen:
In den ersten Jahren standen hauptsächlich Jazzrock – und Folkveranstaltungen auf dem Programm. Vier Mal gelangten die Lienzer Kulturtage mit bereits einigen außergewöhnlichen Künstlern zur Austragung.

1981sollte es dann zum ersten Eklat kommen. Der Verein hatte es gewagt, ein heißeres Eisen anzufassen: Das Aufklärungsstück „Was heißt hier Liebe?“ der Berliner Schauspieltruppe „Rote Grütze“ sollte vom „Theater am Landhausplatz Innsbruck“ im Lienzer Volkshaus aufgeführt werden. Bereits im Vorfeld löste dies einen Sturm der Entrüstung aus. Die Veranstalter wurden seitens der Behörde aufgefordert davon Abstand zu nehmen, der kath. Familienverband teilte in einem Schreiben mit, dass „man sich damit ein eigenes Grab schaufle“. Ummi Gummi hatte sich den Volkszorn eingehandelt und landete urplötzlich auf Seite zwei der örtlichen Wochenpresse. Gegner und Befürworter lieferten sich seitenlange Leserbriefschlachten, die vorsorglich archiviert wurden. Und welches Ende sollte dieses Fiasko nehmen?

Der Verein trat schließlich nicht mehr als Veranstalter auf, übernahm lediglich die Organisation vor Ort.  Das Innsbrucker Ensemble lud die Verantwortung auf sich. Das Stück durfte allerdings nicht in der Originalversion gezeigt werden – jeder dargestellten Szene folgte eine Unterbrechung mit einer Diskussionsrunde. Dabei wurden Dinge wie Doppelmoral, Heuchelei, etc .thematisiert – schonungslos!

Auszug aus einem Schreiben zu dieser Causa vom Innervillgrater Freigeist J. Troyer an die Vereinsleitung

 

Vor dem Volkshaus hatte sich eine strengkatholische Gruppe eingefunden, forderte über Megafon „Schutz für die Jugend“ und beteten den Rosenkranz…..

Das Skandalkonzert : Drahdiwaberl am 29. Okt. 1982 in der alten Versteigerungshalle

 

Der zweite „Skandal“ ließ nicht lange auf sich warten: Am 29. Oktober 1982 gastierte in der Versteigerungshalle „Drahdiwaberl“, das Chaosorchester rund um Stefan Weber. Es war dies das erste Konzert ohne Falco, der kurz zuvor die Truppe verlassen hatte.

 

Was sich in diesen zwei Stunden abgespielt hat, soll hier nicht erzählt werden. Es gibt aber Leute, die vom legendärsten Ummi Gummi Konzert aller Zeiten sprechen….

Aufregung um Gastspiel der Chippendales

 

Für den Verein kam es im Nachhinein zu einem bösen Erwachen: Ein Zuschauer hatte sein Bier auf den Synthesizer der Gruppe geschleudert, der Hausmeister fand sein demoliertes Moped vor -die Reparaturkosten brachten den Verein in arge wirtschaftliche Nöte. Und als man Jahre später glaubte gewisse Vorbehalte bereits überwunden zu haben, sollte es wieder zu massiven Protesten kommen – bei Auftritten von Hermes Phettberg „…rettet die Religion“ im Kolpingsaal und den Chippendales im Stadtsaal

Große Namen im Lienzer Stadtsaal

 

So waren u.a. im Lienzer Stadtsaal zu Gast: Paco de Lucia Flamenco Group, Jose Feliciano, Dave Brubeck Quartett, Lester Bowie Ensemble, Maynard Ferguson Bigband, Miriam Makeba, Freddy Hubbard & Satschmo Legacy, Kevin Coyne, Gruppo Sportivo, Glenn Miller Revival Orchestra, Sun Ra Arkestra, Max Raabe & Palastorchester, Helmut Qualinger („Mein Kampf“ – bestbesuchter Leseabend der Vereinsgeschichte

Spielten im Lienzer Kolpingsaal….

 

Im Lienzer Kolpinghaus gastierten: Dollar Brand, The Nighthawks, Archie Shepp, Art Ensemble of Chicago, Maceo Parker, Manu Dibango, Blood, Sweat & Tears, New Model Army,

Luther Allison Band, Bireli Lagrene, James Blood Ulmer, John Zorn’s “Masada”, Jan Garbarek Group, Paquito d’ Rivera, Elliot Sharp’s “Terraplane”,…

Großkonzerte in der Dolomitenhalle

 

Im Lienzer Volkshaus waren zu hören: Elvin Jones Jazz Machine, Don Pullen Quintett, Joe Zawinul  Syndicate, Billy Cobham & Band, Pharao Sanders Quartett,….

In der Versteigerungshalle traten u.a. auf: Ten Years After, Burning Spear, Ostbahn Kurti & Chefpartie,Gregory Isaacs & Little Roy

In der Dolomitenhalle:Inner Circle, Asward, Black Sabbath, Gruppo Sportivo, Chalice, Roger Chapman, Leningrad Cowboys, Konstantin Wecker, Clint Eastwood & General Saint,..

Besondere Gastspiele auf Schloss Bruck

 

Auf Schloss Bruck: The Dubliners, Jestofunk, Cubanissmo, Don Cherry’s “Nu”, Skatalites, Mnozil Brass,…

Unvergessliche Konzertabende in der Spitalskirche

 

In der Spitalskirche: Ralph Towner’s „Oregon”, Septeto Roberto Rodrigues, Rebecca Bakken. Tin Hat Trio,…

Gäste im Traubekeller / Deep Blue

 

In der Galerie Kristein: Wild Geese, Rev. Frank Wright Sextett (Konzertgeginn: 01:00 Uhr!),

Double Image, Hans Theesink,, Clannad , Hopkinson Smith,…

In der Almdiele: Blues with the Girls, Graig Harris Quintett, The Juke, Snakefinger (verstarb am Tag darauf in Linz),….

Im Club Mohair: Die Ärzte, The Fall, TPH,…

In der Aula Des Gymnasiums: China Moses, Larry Corryell Trio, Vienna Art Orchester,….

In der Tammerburg: Otto Lechner, Issa Bagayogu, diverse irische Formationen,…

Im Deep Blue (Traubekeller): James Blood Ulmer, Elliot Sharp & Bobby Previtte, David Krakauer’s Klezmer Madness, Felix Mitterer,…

Waren in Nussdorf / Debant zu sehen…

 

Nicht unerwähnt sollten auch einige Veranstaltungsreihen erwähnt werden: Lienzer Band Battle, Lienz Jazz, Literatour, Comedy Specials, Kabarettage,…die Jahresfeste :20 Jahre Ummi Gummi auf Schloss Bruck u.a.mit Jestofunk, 25 Jahre Ummi Gummi in der Städt. Galerie mit einer Plakatausstellung und dem unvergesslichen Auftritt des Trio Exclusiv, 30 Jahre Ummi Gummi im Zelt (Glöcklturmgarten) mit dem Kollegium Kalksburg und den Puppini Sisters aus Großbritannien.

Auch in der Nachbargemeinde Nussdorf / Debant war Ummi Gummi einige Male zu Gast: Uriah Heep, Ugly Kid Joe, Life of Agony, John Mc. Laughlin, John Mayall und den beiden Stadl Open Airs mit Manfred Mann’s Earth Band (2018) und Herbert Pixner (2019).

Das wohl spannendste und aufregendste Jahrzehnt der Vereinsgeschichte war jenes zwischen 1980 und 1990. Neben dem ständigen Kampf mit den politisch Verantwortlichen der Stadt, allen voran dem Kulturreferenten Dr. Paul Unterweger – dazu gebe es einige sehr interessante Details zu berichten – und dem Ringen um öffentliche Anerkennung kam es mit dem Mitbewerber Louis Holzer vom Creativ Center zu teils heftigen Auseinandersetzungen. Im Archiv findet sich ein fetter Ordner mit von ihm verfassten Schreiben. Diese gipfelten in anonym verfassten Briefen, in denen er den Vereinsobmann, der 1992 als möglicher Kandidat für das Kulturreferat im Gespräch war, zu denunzieren versuchte. Ein Stilvergleichsgutachten in Innsbruck bestätigte die Verdachtsmomente – aber das ist wieder eine andere Geschichte…

Weltstars bei den großen Hauptplatz Open Airs

 

In den 90-ger Jahren gelang der endgültige Durchbruch mit den großen Hauptplatz Open Airs von Jimmy Cliff (ohne Eintritt!), Mothers Finest, Jethro Tull, Rainhard Fendrich, Joe Cocker und Sting. 2013 gastierte dann auch noch Zucchero im Stadtzentrum.

Die Faschingszeitungen von Ummi Gummi lieferten so manch brisante Enthüllungen der Osttiroler Seele

 

Weiteres Aufsehen erregten die Faschingszeitungen (Osttiroler Brote, Osttiroler Verbote, He, Osttiroler Bete!, Chaostiroler Bote, Komposttiroler Bote, Mythosttiroler Bote, Osttiroler Boote,..) Die drei Macher (Hansl Linder /Hans Mutschlechner – Ideen und Texte, Bernhard Schieder – Layout und Fotomontagen) ernteten damit zwar nicht uneingeschränkten Zuspruch, hatten aber dabei jede Menge Spaß und Null Schilling Profit.

Legendäre Weihnachtsfeiern für Team Ummi Gummi

 

Vereinsintern waren die Weihnachtsfeste im Haidenhof ein hochverdienter Lohn für die teils zeitintensive und aufwändige Vereinsarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch dazu gebe es so Manches zu berichten

1992 schlug man mit dem Straßentheater ein neues Kapitel auf. Die Idee stieß anfangs bei einigen Ummi Gummlern auf wenig Gegenliebe. In den ersten fünf Jahren noch Teil des auf einem absteigenden Ast befindliche Stadtfests, entwickelte sich dieses Genre in wenigen Jahren zu einem international anerkannten Festival. 2002 taufte man das nunmehrige Liebkind des Vereins OLALA – und sollte schließlich zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte werden. Die Organisation eines derart großen Events beansprucht mittlerweile ein ganzes Jahr, sodass man die Anzahl zusätzlicher Veranstaltungen drastisch zurückfahren musste.

Ein „Mörderhaken“ – Aufbauarbeiten für Open Airs

 

Abschließend soll das Engagement der vielen freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einmal herausgestrichen werden. Es hat sich gezeigt, dass man im Team mit Fleiß und ungebrochener Ausdauer Ziele erreichen kann, von denen man nur hatte träumen können.

Das ist die andere Seite der Erfolgsgeschichte von Ummi Gummi. Großen Anteil daran tragen auch das treue und interessierte Publikum, die Medien für die Ankündigungen, die Sponsoren, die öffentlichen Geldgeber,…  - DANKE! Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch die seit vielen Jahren störungsfreie Kooperation mit der Stadtgemeinde.

Es gebe dazu noch so Vieles zu erwähnen, Hoppalas, Anekdoten vor und hinter den Kulissen, Begegnungen mit großen Künstlern,…jede Menge Ummi Gummi Gschichtln, jede(r) ihre (seine) eigene(n).

Die Lienzer Kulturinitiative hat ein Stück Lienzer Kulturschichte mitgeschrieben und Einiges erreichen können. Einige Ziele, u.a. einen geeigneten Veranstaltungsort mit entsprechender technischer Ausstattung zu schaffen, konnten nicht realisiert werden. Und das wird in Lienz wohl nicht so schnell passieren. Ummi Gummi versteht sich als parteipolitisch unabhängige Organisation und arbeitet nicht gewinnorientiert.

Wir laden dich dazu ein, deine kurze Geschichte über eine besondere Veranstaltung / ein besonderes Erlebnis zu verfassen  - an: info@ummigummi.at